Schloss Braunfels bei Wetzlar ist wie geschaffen für Märchenträume. Deshalb hat der jetzige Schlossherr der ARD auch erlaubt, hier den Film „König Drosselbart“ zu drehen: Der neunjährige Lukas durfte einen Wurstdieb spielen und die Prinzessin anrempeln. Beides sei ihm nicht schwer gefallen, sagt augenzwinkernd Johannes Graf von Oppersdorff Solms-Braunfels. Er muss es wissen – Lukas ist sein Sohn und die Szene spielte sich im hauseigenen Märchenschloss ab. In einem richtigen, heute noch von einer Grafenfamilie bewohnten Schloss, dem Schloss Braunfels bei Wetzlar oberhalb der Lahn im Hessischen. Und die Szene mit dem kleinen Lukas gehörte zu Aufnahmen der ARD für den Märchenfilm „König Drosselbart“.

Foto: John, flickr.com, CC BY-SA 2.0
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Schloss Braunfels ist wie geschaffen für Märchenfilme dieser Art. Mit seinen Zinnen, Türmchen und Erkern, den Wehrgängen, dem Rittersaal, der Gemäldegalerie und den vornehmen Gesellschaftsräumen vereint es alles, was sich Jung und Alt unter einem Märchenschloss vorstellen mag. Es ist ein Ausflugziel für Romantiker, Nostalgiker, Kunstinteressierte und Jagdfreunde – alle kommen auf ihre Kosten. Kein Wunder also, dass jährlich Zehntausende von Gästen den Luftkurort Braunfels und dessen romantisches Schloss besuchen.

Das Schloss hat im Lauf der Jahrhunderte vielfache Wandlungen erfahren. Es wurde erstmals im Jahr 1240 als Castellum Bruninvels erwähnt. Es war eine Schutzburg, die im 14. Jahrhundert mit Ringmauern, Wallanlagen und Verteidigungstürmen wehrhaft ausgestattet wurde. Später, an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, erhielt die Burg durch Graf Wilhelm Moritz den Charakter einer barocken Residenz. Auf den erhaltenen Grundmauern der alten Kernburg ließ „Jägerfürst“ Ferdinand von 1845 an das Schloss in neugotischem Stil umgestalten und den Rittersaal nach historischem Vorbild wieder entstehen. Die bislang letzte „Renovierung“ gab es schließlich 1880. Fürst Georg verlieh dem Schloss mit vielen malerischen Türmen und Erkern seine heutige unverwechselbare Silhouette.

Foto: af. Fotografie, flickr.com, CC BY-SA 2.0
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Der heutige Schlossherr, Johannes Graf von Oppersdorff Solms-Braunfels, hat einen Teil des Schlosses zu Besichtigungen freigegeben. Der Besucher kann den romantischen Rittersaal besichtigen, die Gemäldegalerie – auch die Galerie des Jagdmalers Deiker und schließlich den blauen und den roten Salon. Turnier-, Kriegs- und Jagdwaffen aus sechs Jahrhunderten, Gemälde, Gobelins und Skulpturen, eingebunden in zeitgenössisches Mobiliar, zeugen nicht nur von der ausgeprägten Sammelleidenschaft der Schlossherren, sondern auch von der ereignisreichen Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner – und von deren Verbindungen zu anderen Häusern des europäischen Hochadels.

Schloss Braunfels lässt der Fantasie freien Lauf. Märchen spielen zwischen den Schlossmauern immer eine besondere Rolle. Unter der Überschrift „Geschichte zum Erleben und Anfassen“ wird regelmäßig innerhalb einer spannenden „Märchenführung“ Kindern auf spielerische Weise das turbulente Leben der Braunfelser Prinzessin Luise dargeboten. Verschiedene abwechslungsreiche Such- und Rollenspiele, auf unterschiedliche Altersgruppen zugeschnitten, ermöglichen es so den jugendlichen Besuchern, das Schloss, seine vielfältigen Sammlungen und seine Geschichte zu erkunden – und zu verstehen.

Foto: af. Fotografie, flickr.com, CC BY-SA 2.0
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Diese Rollenspiele zur touristischen Sommerzeit werden von Laien dargeboten. Beim „König Drosselbart“ seinerzeit für die Märchen-Weihnacht der ARD wirkten Profis wie Grimme-Preisträgerin Felicitas Woll, Jasmin Schwiers, Hubert Mulzer oder Ken Duken mit. Regie führt Sibylle Tafel. Und für sie alle hatte der amtierende Graf ausnahmsweise auch den sonst nur für seine Familie zugänglichen Trajektinsaal geöffnet. Er ist benannt nach einem berühmten Ahnen: Dem wehrhaften Grafen Heinrich Trajektin (1638 – 1693). Den Saal sehen die Touristen normalerweise nicht.

Teaserbild: af. Fotografie, flickr.com, CC BY-SA 2.0