Wenn am 15. Mai eines jeden Jahres die Gewächshäuser des Botanischen Gartens der Justus-Liebig-Universität in Gießen geöffnet werden, dann hat in der Universitätsstadt an der Lahn der Frühling erst richtig begonnen. Und das genießen die Gießener immer wieder. Denn dieser mitten in der mittelhessischen Stadt gelegene Botanische Garten bildet mit seinen knapp vier Hektar Fläche und rund 8000 Pflanzenarten, seinen alten Bäumen, eine grüne Oase der Ruhe, die von den Besuchern gern angenommen wird. Und für die Studenten hochinteressante Forschungsobjekte birgt.

Zu Beginn ein Heilpflanzengarten

Der Botanische Universitätsgarten der Justus-Liebig-Universität ist der älteste botanische Universitätsgarten Deutschlands. Seine Anfänge gehen auf das Jahr 1609 zurück, als Landgraf Ludwig von Hessen der wenige Jahre zuvor gegründeten Universität ein Stück Parkgelände zur Einrichtung eines hortus medicus, eines Heilpflanzengartens, überließ. Die Gründerjahre lassen sich noch heute nachvollziehen: Die historischen Teile des „hortus“ sind noch immer Bestandteil der heutigen Anlage. Von Anfang an war dieser universitäre botanische Garten streng der Wissenschaft gewidmet. Folgerichtig war schon der erste Leiter der Professor der Medizin und Botanik Ludwig Jungermann (1592 – 1653). Der Garten „florierte“ im wahrsten Sinne des Wortes: 1699 wurde mit der Errichtung eines festen Überwinterungshauses begonnen, und 1720 (!) entstand das erste Glashaus. Schließlich wurde im Jahr 1733 erstmals die offizielle Bezeichnung „Botanischer Universitätsgarten“ verwendet.

Foto: https://www.flickr.com/photos/moe/, flickr.com, CC BY 2.0
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Oase der Ruhe in der Gießener Innenstadt

Die „Oase der Ruhe“ mitten in der Giessener Innenstadt ist heute eine Einrichtung des Fachbereichs Biologie und Chemie der Justus-Liebig-Universität. In seiner Konzeption dient er eigentlich allein wissenschaftlichen Zwecken. Studenten der Botanik, Agrarwissenschaften – eine besondere Spezialität der Hochschule -, Geographie, Medizin und Tiermedizin – ein weiterer Schwerpunkt -, nutzen den Garten mit seinen zigtausend Pflanzenarten, um theoretische Kenntnisse in der Praxis zu vertiefen und heimische wie exotische Pflanzen in Natura kennenzulernen.

Insekten fangende Pflanzen und Orchideen

Es ist eine Fülle von Pflanzen und Pflanzengruppen, die im Botanischen Garten zu sehen, zu riechen und mit Bedacht, auch zu fühlen sind: In den Gewächshäusern finden sich Insekten fangende Pflanzen genauso wie Orchideen, Trichterpflanzen oder (im Tropenhaus) Warmwasserpflanzen; die Vielfalt der Freilandgruppen geht vom Bambusarten über Heil- und Giftpflanzen oder Prärie- und Steppenpflanzen bis hin zu Vogelblumen; daneben stehen Kübelpflanzen, nach Kontinenten geordnet, auch Zitrusgewächse; schließlich kann der Besucher von Araliengewächsen über die Flügelnuss bis zu Schneeballarten vielerlei bewundern und bestaunen.

Foto: Mike Powell, flickr.com, CC BY 2.0
Foto: Mike Powell, flickr.com, CC BY 2.0

Der Garten ist bis Oktober geöffnet

Für den normalen Besucher ist der Botanische Garten bis zum 20. Oktober geöffnet; die Gewächshäuser vom 15. Mai bis zum 15. September. Und zwar an allen sieben Tagen der Woche. Wobei die Öffnungsstunden leicht differieren. Führungen durch den Botanischen Garten können über die Gartenleitung gebucht werden; und zwar unter der Rufnummer 0641/99 352 40.

Teaserbild: Mike Powell, flickr.com, CC BY 2.0