Der Berg erhebt sich exakt 321 Meter aus einer der lieblichsten Landschaften Deutschlands; sein Gipfel hat in den vergangenen knapp 130 Jahren mehr als 35 Millionen Besucher gezählt. Im Volksmund wird er leicht spöttelnd der höchste Berg Hollands genannt. Die Rede ist vom Drachenfels oberhalb von Königswinter am Rhein nahe Bonn, am Rande des Siebengebirges. Der höchste Berg Hollands deshalb, weil hier Jahr für Jahr die Zahl holländischer Touristen nicht zu zählen ist. Insgesamt sind es im Schnitt rund zwei Millionen Besucher, die Königswinter und den Drachenfels besuchen – oder auch heimsuchen. Im Mittelpunkt des Interesses: Die Drachenfelsbahn.

In Bratenrock und „Vatermörder“
In alten Festschriften ist nach zu lesen, wie es war, als am 17. Juli 1883 alles begann. Eine alte Festschrift lässt es, auch leicht ironisierend, wieder aufleben: „Alles was Rang und Damen hatte in Königswinter und dem halben Lande, war versammelt im Sonntagbratenrock und Zylinder. Den gesteiften ,Vatermörder‘ um den Hals und das gestärkte Chemissette vor der Brust, stolzierten die Honoratioren mit ihren Damen zum Fuß des Drachenfels. Auf den Köpfen der Schönen schwankten wagenradgroße, pfauenfedergeschmückte Hüte, und ihre Hüften umspannten wespentaillenverschnürte bodenlange Röcke“. Sie alle feierten, zeitgenössische Zeichnungen legen beredtes Zeugnis ab, die Jungfernfahrt der Drachenfelsbahn.
Die Wagemutigen setzten sich durch
Der festlichen Stunde vorausgegangen war allerdings ein jahrelanger Disput um den Bau dieser gewagten Konstruktion. Die skeptische Frage war, ob es überhaupt möglich sein werde, eine Schienenbahn diesen steilen Berg hinauf anzulegen. Die wagemutigen Zeitgenossen setzten sich aber schließlich durch.

Die Bahn wurde sofort ein Renner
So schnaufte schließlich am 17. Juli 1883 das erste Dampfross auf den Drachenfels: 220 Höhenmeter überwindet die Bahn auf einer Strecke von 1,5 Kilometern Länge; teilweise beträgt die Steigung mehr als 20 Prozent. Mit dieser Konstruktion hatte die federführende Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft nach den Plänen des Ingenieurs Niklaus Riggenbach eine technische Meisterleistung vollbracht. Die Bahn wurde ein Renner. Bereits im ersten Betriebsjahr 1883 beförderte sie an 127 Betriebstagen 62.480 Menschen. Im Jahr 1913 kaufte der Kölner Industrielle Ferdinand Mühlens – Inhaber der Duftwasserfirma 4711 – die Bahn (genauso wie das benachbarte Hotel Petersberg – später Gästehaus der Bundesregierung), und die Bahn schnurrte weiter, Mitte der 1950er Jahre mit Elektroantrieb. Eine Zwangspause gab es allerdings zwischen 1958 und 1960 nach einem schweren Unfall, bei dem 17 Menschen zu Tode kamen.

Auch ein Stück Industriegeschichte
Man kann den Drachenfels, auf dem der Sage nach einst Siegfried den Drachen erschlagen hat, natürlich auch zu Fuß bezwingen. Man kann auch auf alt-romantische Art mit der Pferdekutsche hinauf geschaukelt werden oder auf dem Rücken eines Esels. Aber die Bahn bietet doch ein besonderes Erlebnis; sie ist inmitten der romantischen Landschaft zwischen Rhein und Siebengebirge auch ein Stück Industriegeschichte. Das allerdings ist das oben gebaute Restaurant weniger; dieser Betonklotz soll umgewandelt werden.
Die Post hatte dem 125. Jahrestag der Drachenfelsbahn 2013 eine Sonderbriefmarke zu 45 Cent gewidmet.
Teaserfoto: Arno Hoyer, flickr.com, CC BY 2.0