Es war eine der besten Ideen im Zuge der sich zunächst noch zögerlich intensivierenden deutsch-französischen Freundschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, aus einem ehemaligen Schlachtfeld und einer bedrohlichen Festungsanlage an der Nahtstelle zwischen dem Saarland und Frankreich eine Gartenschau und somit ein freundlich blühendes Terrain zu gestalten. Im Jahr 2015 ist die Geschichte kaum noch in Erinnerung, der Vorgang Historie. Im Jahr 1960 war es ein Ereignis von einiger Symbolkraft. Denn seinerzeit waren viele Wunden noch nicht vernarbt. Aber vor mehr als 50 Jahren nahmen der saarländische Wirtschaftsminister und der französische Botschafter in der jungen Bundesrepublik Deutschland Verhandlungen mit dem Ziel auf, auf dem Gebiet um den Deutschmühlenweier in Saarbrücken gemeinsam eine Gartenschau zu gestalten.

Ein deutsch-französisches Zentrum der Begegnung

Die Idee war nicht ohne Brisanz, zugleich aber von hohem Symbolwert. Im Bemühen um eine dauerhafte deutsch-französische Freundschaft innerhalb einer gemeinsamen europäischen Entwicklung ging es den Initiatoren darum, „ein Zentrum der Begegnung für die Menschen von diesseits und jenseits der Grenze zu schaffen“. Gesagt, getan, im Jahr 1958 wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben mit dem Ergebnis, dass vier Preisträger – zwei französische und zwei deutsche Gartenbauteams – unter der Stabführung des Gartenamtes der Stadt Saarbrücken das Konzept für eine Gartenschau entwickelten.
Teil des Schlachtfeldes um die Spichener Höhen

Das Vorhaben erschien seinerzeit anfangs deshalb brisant, weil das vorgesehene Gelände ein blutgetränktes Schlachtfeld und Beispiel für tödliche Auseinandersetzungen zwischen den Nachbarn, den Franzosen und den Saarländern, ist: Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war das Gelände ein Teil des Schlachtfeldes der Spichener Höhen. Der kleine Friedhof im benachbarten Ehrental gibt Zeugnis davon. Aber auch hier waren seinerzeit schon deutsche wie französische Soldaten, Mannschaftsdienstgrade und Offiziere, gemeinsam nebeneinander bestattet worden.

Foto: Jean & Nathalie, flickr.com, CC BY 2.0
Foto: Jean & Nathalie, flickr.com, CC BY 2.0

Im Zweiten Weltkrieg ein Stück Westwall

Sinnbild kriegerischer Auseinandersetzungen war das Deutschmühlental auch später. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ließen die nationalsozialistischen Machthaber hier einen wichtigen Teil des so genannten Westwalls anlegen, mit Bunkern und Panzersperren, diesen bedrohlich wirkenden Betonhöckern. Es war die „Höckerlinie“, von der heute nur noch wenig zu sehen ist; allerdings blieben 18 Bunker erhalten. Die Reste sind von Grün überwuchert.

Foto: Arwen Abenstern - KWP, flickr.com, CC BY 2.0
Foto: Arwen Abenstern – KWP, flickr.com, CC BY 2.0

Adenauer und Debré eröffneten die Gartenschau

Hier also suchten nach Kriegsende Deutsche wie Franzosen, politische Gräben zu überbrücken. Und am 23. April 1960 war es soweit. An diesem Tag eröffneten Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Ministerpräsident Michel Debré die deutsch-französische Gartenschau. Einen Ort der Begegnung für die Menschen diesseits und jenseits der Grenze; es ist eine grüne Oase mit verzweigten Wegen durch Wald und Wiese – allerdings heute ohne gepflegte Blumenbeete und feinen englischen Rasen. Angesichts der großen Resonanz hatte der Saarbrücker Stadtrat seinerzeit beschlossen, nach dem Ende der Gartenschau die Anlage als „Deutschfranzösischen Garten“ zu erhalten – mit Parkanlagen, die sich Sonnenheide, Schattenhain oder Tal der Blumen nennen. Und auf dem Deutschmühlenweiher wurde eine Wasserorgel installiert, die zu jeder vollen Stunde für Minuten lang das Spiel der Fontänen zeigt.

Teaserfoto: Mohamed Yahya, flickr.com, CC BY-SA 2.0