Möchte man Essen an ein Obdachlosenheim spenden, muss man bis aufs Kleinste nachweisen, wie mit der Nahrung umgegangen wurde, sicherstellen, dass die Kühlkette nicht unterbrochen ist, und die Lebensmittel auch tatsächlich noch haltbar sind. Hier ist die deutsche Bürokratie äußerst genau. Anders geht es jedes Wochenende beim Thai-Picknick im Berliner Preußenpark, in der Nähe des Fehrbelliner Platzes, zu. Das Wort Kühlkette kennt hier sicher keiner, aber es schmeckt trotzdem.
Unweit des Berliner Landesgesundheitsamtes haben rund 30 Thai-Frauen beschlossen, ihre Kultur den Einheimischen näher zu bringen. Und es geht so zu, wie man sich die Märkte in der asiatischen Heimat der Damen vorstellt: Das Essen wird frisch vor den eigenen Augen zubereitet, mit etwas Glück trägt die ein oder andere dabei auch Gummihandschuhe und hat eine Kühltruhe dabei. Es gibt Bekanntes wie die asiatischen Nudeln mit Hühnchen, Suppen mit Hack, Frittiertes – aber auch Insekten am Spieß. Und für den Durst ist ebenfalls gesorgt mit thailändischen Saftmischungen, Thai-Bier und Cocktails.
Ein bisschen abenteuerlustig ist jeder, der hier isst und trinkt, denn: Die Hygienebestimmungen sind auf dieser Wiese außer Kraft gesetzt. Es gibt kein fließendes Wasser, keine Kühlschränke, keine Spülbecken. Es ist eben alles ein bisschen improvisiert. Wie bei einem spontanen Picknick. Unter der Firmierung läuft das Projekt nun auch schon seit vielen Jahren. Aus einem einfachen Grund: Kreuzt das Ordnungsamt auf, sitzen da eben rund 30 Asiatinnen, verbringen gemeinsam Zeit und kochen füreinander. Sind die Beamten wieder weg, werden die Mahlzeiten verkauft.
Mittlerweile ziehen die vielen leuchtend bunten Sonnenschirme auf der Wiese und der Duft des Thai-Essens, der einen schon von weitem begrüßt, nicht nur Berliner, sondern auch viele Touristen an. Ein Geheimtipp ist es damit nicht mehr, aber bei weitem noch nicht so überfüllt wie der Flohmarkt am Mauerpark, Mustafas Dönerbude am Mehringdamm oder der Food-Markt in der Markthalle 9 in Kreuzberg.
Jedes Wochenende, und bei schönem Wetter auch unter der Woche, kann man nach Herzenslust schlemmen, die Spezialitäten der Thai-Küche austesten und sich mit den freundlichen und zuvorkommenden Köchinnen austauschen. Gegessen wird am besten direkt neben den Köchinnen auf der Wiese, deshalb die Picknickdecke nicht vergessen. Und dann lässt sich selbst im Herbst mit etwas Glück noch ein gemütliches Picknick veranstalten, warm wird einem dabei von ganz allein bei den mit Chili und asiatischen Gewürzen angereicherten Speisen. Wer Mutproben mag, wird das Thai-Picknick lieben.
Teaserbild: Fridolin Freudenfett, CC BY-SA 3.0
Angerichtetes Essen: Stefan, CC BY-SA 2.0
