Der Fahrer des Toyotas gibt Gas, wühlt sich mit den Rädern durch den weichen Sandstrand, gibt noch einmal Stoff um nicht in ihm zu versinken und brettert dann im ersten Gang die eiserne Rampe der in die Jahre gekommenen Fähre hoch. Die Reifen drehen durch. Es riecht nach verbranntem Gummi. Einige muskelbepackte Männer eilen herbei und schieben das Gefährt mit vereinten Kräften auf das Ladedeck, auf dem sich Ballen von Baumwolle, Maschinenteile und sonstige Exportgüter stapeln.

„Ich komme seit nun dreißig Jahren nach Zanzibar,“ sagt Douglas Breadshaw, ein sonnengegerbter Südafrikaner, dessen Markenzeichen die dunkle Reibeisenstimme ist, die offensichtlich durch jahrelangen Genuss schottischen Malts zu dem geworden ist, was sie jetzt ist. Er sitzt auf der Terrasse des „Livingstone“einer Bar direkt am Strand von Stonetown. Von hier haben die Gäste, bei einer Coke oder einem Gin Tonic den besten Blick auf das sich immer wiederholende Spektakel, übrigens direkt im historischen Zentrum, nur unweit vom Old Fort entfernt. Die Autos stammen aus Dubai oder aus anderen Teilen der arabischen Halbinsel und sind für das ostafrikanische Festland bestimmt.

Foto: Georg63, flickr.com, CC BY-ND 2.0
Foto: Georg63, flickr.com, CC BY-ND 2.0

Handel machte Zanzibar reich

Der Handel hat Zanzibar schon vor über tausend Jahren reich gemacht. Früher waren es die Winde, die die Dhaus, die für die arabisch-afrikanische Region typischen Segelschiffe vorantrieben: Der ein halbes Jahr von Nordosten wehende Kazkazi und dann im darauffolgenden Halbjahr der aus Südwesten wehende Kuzi, sie bestimmten Handel und Wandel. Die Tradewinds nutzen arabische, persische, indische Kaufleute und brachten auf ihren Schiffen Seide, Porzellan und Gewürze auf die Inselgruppe, die als Vorposten für das nur dreißig Kilometer entfernte ostafrikanische Festland diente und als riesiges Warenlager fungierte. Die Handelsherren tauschten ihre Erzeugnisse gegen Edelsteine, Elfenbein, Ambra oder Gold.

Dunkles Kapitel

Doch der eigentliche Reichtum der Insel wurde im 19. Jahrhundert durch den das dunkle Kapitel des Sklavenhandels gelegt. Zanzibar galt als einer der wichtigsten weltweiten Sklavenmarkt, bis zu 50.000 Menschen wurden hier jährlich im Transit aus den inneren Regionen Afrikas, umgeschlagen und ihrer schrecklichen Bestimmung zugeführt.

Sogar bis nach Brasilien wurden die Menschen deportiert. Heute steht auf dem ehemaligen Sklavenmarkt von Stonetown die Kathedrale Christ Church. In einem der Nebengebäude der Kathedrale kann man noch die engen, muffigen, lichtlosen Keller besichtigen, in denen die Sklaven vor ihrem Verkauf auf dem Markt zusammengepfercht wurden, bevor sie – an den Hälsen mit Eisen zusammengekettet – zum Verkauf geführt wurden.

Tippu Tip

Der menschenverachtende Sklavenhandel hielt die Zanzibaris jedoch nicht davon ab, an das Haus des berühmt-berüchtigten Händlers mit dem „schwarzen Gold“, Hamed bin Jema el Majerbi – genannt Tippu Tip, in der Suicide Road von Stowntown zu erinnern, in dem er bis zu seinem Tode 1905 lebte. Der ebenso gerissene wie gewissenlose Händler rekrutierte unter falschen Vorgaben Menschen im fernen Kongo und ließ sie in Todesmärschen in Ketten bis nach Zanzibar führen.

Die Abnehmer des menschlichen Handelsgutes saßen nicht nur im fernen Arabien, sondern auch auf den Plantagen der Inselgruppe, wo die harte, schweißtreibende Nelkenproduktion nach vielen billigen Arbeitskräften verlangte.

Die Gewürzinsel

Zanzibar zählt auch heute noch, 150 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei, zu den bedeutensten Nelkenexporteuren der Welt. Das Myrtengewächs liefert wertvolles Nelkenöl, das zur Herstellung von Medikamenten, Seife und Parfüms zum Einsatz kommt. Zur Erntezeit ist ein Großteil der Insel in einen süßlich-herben Duft gehüllt, der entsteht, wenn die Nelken an der Luft getrocknet werden. Die Zanzibaris wissen seit altersher auch von der schmerzlindernden Wirkung bei Zahnschmerzen zu berichten, wenn man auf den Nelken kaut.

„Die Nelken war auch nach der Abschaffung der Sklaverei so wichtig, dass auch heute noch Strafen von bis zu 15 Jahren Haft für Nelkenschmuggel drohen“, berichtet der 17 jährige Hassan, der Führer auf einer Gewürzplantage in Kizimbani – etwas außerhalb von Stonetown. Heute hat die Nelkenproduktion aufgrund der gewachsenen Konkurrenz beispielsweise in Brasilien nicht mehr die überragende Bedeutung. Umso willkommener sind Besucher, die die Plantage der Dorfkooperative in Kizambani besuchen. Deren Eintrittsgelder sind zu einem wichtigen Einnahmefaktor geworden.

Gewürzinsel, diesen Namen führt die Insel im Indischen Ozean in ihrem Namen, denn neben Nelken gedeihen Muskatnüsse, Vanille, Pfeffer, Ingwer, Kardamon, Kokosnüsse, Jakefrüchte, Papayas, Mangos, Limonen und Kakao hier.

Foto: imke.stahlmann, flickr.com, CC BY-SA 2.0
Foto: imke.stahlmann, flickr.com, CC BY-SA 2.0

Lebendiges Freilichtmuseum

Von Stowntown aus wurden die Gewürze, die im Mittelalter teilweise mit Gold aufgewogen wurden, in die fernen Länder nach Arabien und Europa exportiert. Noch heute ist die Stadt, die von drei Seiten vom Indischen Ozean umgeben ist, ein lebendiges Freiluftmuseum. Die Unesco hat es zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Abseits der Kenyatta Road, in den verwinkelten Gassen und Straßen, spürt man noch viel von der alten Pracht , vom Geist der Stadt, die eine einzigartige Mischung aus arabischen, afrikanischen, portugiesischen, persischen und indischen Elementen bietet.

Ein Blick die Fassaden hoch gibt immer wieder neue Blicke auf fein geschnitzte Balkone frei und auch die Sansibar Türen, die nach der Revolution und Vertreibung des letzten omanischen Sultans 1964, teilweise achtlos dem Verfall preisgegeben wurden, erlangten in letzter Zeit wieder eine Renaissance. Diese kunstvoll angefertigten, geschnitzten Holztüren sollen den Reichtum der jeweiligen Hausbesitzer anzeigen.

House of Wonders

Der ehemalige Reichtum der Insel drückt sich auch im House of Wonders, dicht neben dem Old Fort der omanischen Al-Yarubi-Dynastie aus. Der Beit el Ajaib wurde 1883 errichtet und ist das Wahrzeichen der Stadt und der gesamten Inselgruppe. Das repräsentative Haus war das erste mit elektrischen Licht und einem Aufzug in ganz Ostafrika. Von seinen Balkonen hat man einen phänomenalen Blick über den Hafen und die Dächer der Stadt. Minarette ragen ebenso in den Himmel wie die Türme christlicher Kirchen und die Dächer indischer Tempel.

„Tourismus,“ sagt Gerd Winkel, der Direktor des Staatlichen Fremdenverkehrsamtes von Zanzibar“, ist inzwischen neben der Gewürzproduktion die wichtigste Einnahmequelle des Inselarchipels.“ Gerade deswegen achtet die Regierung Zanzibars genau auf die zukünftige Entwicklung, will man doch nicht die Fehler anderer Destinationen nachmachen. So gibt es seit Jahren beispielsweise ein Verbot von Plastiktüten auf der Insel oder Baubeschränkungen für Hotels. Gerade deren Struktur ist eher kleinteilig, größere Häuser gibt es so gut wie gar nicht.

Foto: imke.stahlmann, flickr.com, CC BY-SA 2.0
Foto: imke.stahlmann, flickr.com, CC BY-SA 2.0

Schorcheln, Tauchen, Wassersport

Zanzibar mit seinen weißen, weiten Sandstränden und dem Riff, das sich um die Insel zieht bietet beste Voraussetzungne für alle Arten von Wassersport, Tauchen und Schnorcheln. Im Riff selbst leben 600 verschiedene Korallentiere, ein paar Tausend Fischarten und andere Meerestiere. Im Süden der Insel bei Kizamkazi findet man eine große Delphinpopulation und es ist ein einzigartiges Erlebnis zwischen den Tümmlern zu schnorcheln oder zu schwimmen.

An der Südostküste der Hauptinsel Uguja, in Paje und Jambiani finden Kiter ein ideales Revier. Kitemagazine zählen den Strand und die Reviere dort zu den besten der Erde . Es ist schon ein faszinierendes Bild wenn sich der Lenkdrachen mit Wind füllt und das Board, auf dem der Kiter oder die Kiterin steht, Fahrt bekommt. Wenn er oder sie den Drachen dann in voller Fahrt über den Zenit in ein anderes Windfensterrand bewegt, bekommt das Board und der Kiter Auftrieb und es lassen sich große Sprünge teilweise schon ganze Flüge vollführen.

Viele Touristen kommen aber immer noch wegen der Ruhe, die die Insel ausstrahlt. Vor allem nach eine Safari, etwa im Serengeti-Nationalparkauf dem tansanischen Festland, nutzen die Besucher ein paar Tage zum Ausspannen am Strand. Vieles entgeht den Besuchern dann, denn Zanzibar taugt längst nicht nur für ein paar Tage Entspannung, sondern kann sich wegen der einzigartigen Mischung als Kultur und Natur als Single-Destination bezeichnen.


Reise-Informationen

Visum für Sansibar/Tansania: Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise nach Sansibar ein Visum. Es kann vor der Einreise bei der Botschaft der Vereinigten Republik Tanzania (Tanganjika und Sansibar) in Berlin eingereicht werden. (Kostenpunkt 50 Euro). Sie sollten Ihren Reisepass mit 2 Passfotos und einem Antrag mindestens 3 Wochen vor Abreise bei der Botschaft einreichen. Bei kurzfristig zu erteilenden Visa beträgt die Gebühr 70 Euro. Grundsätzlich kann das Visum auch bei der Ankunft am Flughafen Sansibar erworben werden (Vorrausetzung: gebuchtes Hin- und Rückflugticket). Kostenpunkt dort vor Ort 50 US Dollar oder wahlweise 50 Euro. Bei manchen Fluggesellschaften (Condor) wird auch eine Ausreisegebühr von 35 US Dollar verlangt.

Botschaft der Vereinigten Republik Tansania
Eschenallee 11
14050 Berlin-Charlottenburg
Tel.: 030-3030800
Fax: 030/30308020
E-mail: info@tanzania-gov.de
Internet: http://www.tanzania-gov.de.

Reisedokumente: Zur Einreise nach Sansibar wird ein Reisepass benötigt. Der deutsche Kinderausweis mit Lichtbild wird noch bis zum Ablauf seiner Gültigkeit anerkannt, ebenso ein vorläufiger Reisepass.

Medizinische Hinweise: Die öffentliche medizinische Versorgung im Lande ist mit Deutschland nicht zu vergleichen und ist häufig technisch und/oder hygienisch problematisch. Vielfach fehlen auch europäisch ausgebildete Englisch/Französisch sprechende Ärzte. Bei Erkrankungen in Sansibar sollte in jedem Fall ein Privatarzt oder eine private Klinik aufgesucht werden. Dort sind die technischen und hygienischen Verhältnisse wesentlich besser. In diesen Einrichtungen gibt es auch einige Ärzte, die der deutschen Sprache mächtig sind. Eine Auslandsreisekrankenversicherung mit Rücktransport wird unbedingt empfohlen. Eine individuelle Reiseapotheke sollte mitgenommen werden. Ansonsten kann auch fast jedes Medikament in sansibarischen Apotheken besorgt werden. Bei einer bereits bestehenden individuellen gesundheitlichen Vorbelastung ist eine Beratung durch ein Tropeninstitut bzw. Reisemediziner sinnvoll. Teilen sie diesem aber unbedingt mit, dass Sie keine Reise in das Landesinnere Tansanias oder Afrikas planen, sondern nur einen Aufenthalt auf der Insel Sansibar.

Impfungen für Tansania/Sansibar: Eine Impfung gegen Gelbfieber wird nicht verlangt und nur empfohlen wenn Sie vorher aus einem Gelbfieber infizierten Gebieten anreisen. Impfpass bitte im Handgepäck mitnehmen. Das Auswärtige Amt empfiehlt weiterhin einen Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, insbesondere auch Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt über 4 Wochen oder besonderer Exposition zusätzlich Hepatitis B, Tollwut, Typhus und Meningokokken Krankheit (4fach-Impfstoff) (vor allem bei Säuglingen bis zu 2 Jahren). Also alle Impfungen die auch in Deutschland schon durchgeführt bzw. empfohlen werden.

Malaria: In Risikogebieten wird eine Malariaprophylaxe dringend empfohlen. Die Auswahl und persönliche Anpassung sollte unbedingt vor der Einnahme mit einem Tropen- bzw. Reisemediziner besprochen werden. Die Malaria in Sansibar ist vorhanden. Sie ist aber weit weniger als auf dem afrikanischen Festland verbreitet. Sofern Sie einen fast 100%igen Schutz erreichen wollen empfehlen wir Ihnen für einen bis zu 4wöchigen Aufenthalt die Einnahme von Lariam, Malarone oder Resochin. Nach einer von der Weltgesunds-organisation in Auftrag gegebenen Studie des Pharmakonzerns Novartis gibt es seit 2007 keine Neuansteckungen mehr. Normalerweise reicht es aus, das Sie in geschlossenen Räumen unter einem Moskitonetz schlafen und sich in den Abendstunden mit einem Insektenschutz (z.B. „nobite“, gibt es auch als Insektenschutz auf der Kleidung) versehen.

Gesundheitsprophylaxe: Ausschließlich Wasser sicheren Ursprungs trinken, Wasser aus Flaschen, nie Leitungswasser. Im Notfall gefiltertes, desinfiziertes oder abgekochtes Wasser benutzen. Unterwegs auch zum Geschirrspülen und Zähneputzen Trinkwasser benutzen. Bei Nahrungsmitteln gilt: Kochen, Schälen oder Desinfizieren. Halten Sie unbedingt Fliegen von Ihrer Verpflegung fern. Waschen Sie sich so oft wie möglich mit Seife die Hände, immer aber nach dem Toilettengang und immer vor der Essenszubereitung und vor dem Essen (ist doch eigentlich auch in Deutschland selbstverständlich).

Besondere Zollbestimmungen: Devisen können in unbegrenzter Höhe ein- und ausgeführt werden. Die Einfuhr von pornographischem Material und Drogen jedweder Art ist verboten. Jagdwaffen müssen bei der Einfuhr deklariert werden. Im Übrigen ist die Einfuhr von Waffen untersagt. Bei der Ausfuhr von Tiermaterial sind die Vorschriften des Washingtoner Artenschutzabkommens zu beachten. Keine Ausfuhr von Gegenständen, die aus dem Material geschützter Tiere hergestellt sind. Dazu gehören auch Muscheln vom Strand.

Geld/Währung: 1 EUR (Euro) = ca. 2.000 TZS (Tanzania Shilling) Stand September 2012
In Stone Town sind an verschiedenen Stellen auch Bankomaten vorhanden, die ihre Bankkarte oder Kreditkarte akzeptieren. Zusammen mit der Eingabe Ihrer Geheimnummer können Sie bis zu 400,000 Tanzania Shilling (z.B. Barclays Bank) abheben.

Teaserbild: Georg63, flickr.com, CC BY-ND 2.0